Die 5. Jahreszeit: Was steckt dahinter?

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Die Deutschen gelten weltweit als diszipliniert und nicht gerade zu Späßchen aufgelegt. Doch wenn die 5. Jahreszeit vor der Tür steht, sieht die Sache neu aus! Jetzt ticken die Menschen einfach anders.

Außer Rand und Band: Menschen in der 5. Jahreszeit

Über die Deutschen gibt es ein Klischee, das besagt, dass sie stets sicherheitsbedacht, ernst und diszipliniert seien. Doch einmal im Jahr, oder besser gesagt, für drei Monate, gilt das Vorurteil nicht. Dann steht die verrückte 5. Jahreszeit vor der Tür bzw. wird gefeiert. Was es da für Geschichten zu erzählen gibt! Nicht alle davon gefallen den Betroffenen und viele von ihnen sind der Meinung, dass diese Geschichten besser in der Versenkung verschwinden sollten.

Einmal so richtig außer Rand und Band, die Welt steht Kopf und die Menschen scheinen durchzudrehen. Kilometerlang sind die Staus, die sich durch die Städte ziehen, in denen die 5. Jahreszeit gefeiert wird.

Über die Deutschen gibt es ein Klischee, das besagt, dass sie stets sicherheitsbedacht, ernst und diszipliniert seien. Doch einmal im Jahr, oder besser gesagt, für drei Monate, gilt das Vorurteil nicht. ( Foto: Adobe Stock - Kzenon )

Über die Deutschen gibt es ein Klischee, das besagt, dass sie stets sicherheitsbedacht, ernst und diszipliniert seien. Doch einmal im Jahr, oder besser gesagt, für drei Monate, gilt das Vorurteil nicht. ( Foto: Adobe Stock – Kzenon )

 

Woher kommt der Karneval?

Einst vertrieben die Germanen die bösen Geister des Winters. Dieser Brauch scheint einer der Ursprünge des heute bekannten Karnevals zu sein. Die Römer waren ebenfalls an der Entwicklung des Karnevals nicht ganz unbeteiligt und feierten die Saturnalien, während denen sowohl Herren als auch Sklaven gemeinsam am Tisch saßen.

Dann folgte das Christentum mit all seinen Bräuchen und damit auch die Fastenzeit. Vor dieser wollten es sich die Menschen noch einmal richtig gut gehen lassen. Aus dieser Zeit stammt wohl der Begriff „Karneval“, der aus dem Lateinischen kommt und so viel wie „Lebe wohl, Fleisch“ bedeutet. Heute ist der Karneval aber eben auch als fünfte Jahreszeit, als Fasching oder Fastnacht bekannt. Er hat sich zu einem ausgelassenen Straßenfest entwickelt, bei welchem sich die Menschen gegen Autoritäten auflehnen und nicht selten die Politiker verunglimpfen.

Zudem gibt es einige Gebiete in Deutschland, die als Karnevalshochburgen gelten. Dort wird an mehr als nur ein paar Tagen gefeiert. Vor allem Köln, Mainz und Düsseldorf sind hier zu nennen, dazu kommt der gesamte südwestdeutsche Raum. Die Feierlichkeiten zur 5. Jahreszeit finden ab dem 11. November statt, wenn um 11:11 Uhr der Startschuss zum Fasching gegeben wird. Die närrische Zeit dauert dann bis zum Beginn der Fastenzeit an und das ist sieben Wochen vor Ostern.

Video: #kurzerklärt: Woher kommt der Karneval?

Wichtige Facts rund um die 5. Jahreszeit

Neben dem bereits genannten Datum, das den Startpunkt für die fünfte Jahreszeit markiert, sind noch einige Begriffe wichtig. Es gibt beispielsweise die Jecken, also die Feiernden, die sich mit „Alaaf“ (in Köln), „Hei Jo“ (in Berlin) oder „Helau“ (in Düsseldorf) begrüßen.

Die Eröffnung der Karnevalssaison bringt auch die Wahl eines neuen Prinzenpaares mit sich. In Köln gibt es sogar drei Gewählte, denn neben dem Prinzen gibt es hier keine Prinzessin, sondern die Jungfrau und den Bauern. Sie haben in der kommenden Zeit gut zu tun und müssen bis zu 400 Auftritte absolvieren.

Zahlreiche Karnevalsvereine halten ihre Sitzungen ab, die teilweise sogar im Fernsehen übertragen werden. Dort gibt es sogenannte Büttenredner, die satirische und die Politik hinterfragende Reden halten. Auch dies geht auf frühere Zeiten zurück, denn bereits in der Geschichte durften die einfachen Leute zurzeit des Faschings die Obrigkeit kritisieren.

Lustige Bräuche rund um die 5. Jahreszeit

Überall wird die 5. Jahreszeit gleich gefeiert und doch gibt es einige Unterschiede. Diese bestehen unter anderem in der Dauer der Feierlichkeiten und in der Wahl der Termine. In einigen Regionen herrscht praktisch ein fünf Monate währender Ausnahmezustand, in anderen wiederum schauen die Menschen auf die Uhr und hoffen, dass der für einen Tag angesetzte Umzug bald ein Ende haben möge. Dabei finden derartige Umzüge ohnehin nicht die ganze Zeit über statt. Der Höhepunkt der Karnevalszeit liegt im Februar. Bevor die katholische Fastenzeit beginnt, startet der Straßenkarneval. Dieser wird erst in der Nacht zu Aschermittwoch beendet.

Video: Fastnacht 2022: Frohsinn in schweren Zeiten | SWR Treffpunkt

Frauen an die Macht (Video)

An Aschermittwoch sind es die Frauen, die die Herrschaft übernehmen. Jetzt sollten sich die Männer in Acht nehmen! In öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch in Unternehmen stürmen die Frauen nach vorn bzw. auf die Männer zu. Jetzt werden die Krawatten abgeschnitten! Symbolisch übergibt der Bürgermeister der einzelnen Städte pünktlich um 11:11 Uhr seine Macht an das Volk. Dafür mit diesem der Rathausschlüssel übergeben. Natürlich geht es nur für die kommenden sechs Tage.

Neben dem Brauch der Weiberfastnacht gibt es auch zahlreiche weitere Festivitäten, die in der fünften Jahreszeit üblich sind:

  • Geisterzug in Köln

    Der Geisterzug von Köln fand das erste Mal im Jahr 1991 statt. Damals wurde der Rosenmontagszug wegen des Zweiten Golfkriegs abgesagt. Es fand eine Anti-Kriegs-Demo statt, bei der sich Demonstranten und Karnevalsfreunde zusammentaten und gemeinsam durch die Innenstadt zogen. Seither gibt es in jedem Jahr einen Karnevalsumzug mit einem Geisterzug. Er steht unter einem aktuellen politischen Motto. Wer mitmachen möchte, muss sich lediglich gruselig verkleiden.

  • Düsseldorfer Hoppeditz

    Vor dem Rathaus von Düsseldorf steigt am 11. November der Hoppeditz aus einem Senftopf. Er hält eine satirische Rede, zu der der Oberbürgermeister der Stadt Kommentare abgibt.

    Video: D-TV Hoppeditz Erwachen 2021

  • Kölner Dreigestirn

    Auf das Kölner Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau haben wir bereits hingewiesen. Diese drei sind für die kommende Zeit die offiziellen Regenten über die Jecken. Dargestellt werden sie von drei Männern, die auch die Weiberfastnacht eröffnen.

  • Rheinische Funken

    Beinahe alle großen Karnevalsgesellschaften haben eigene Funkencorps. Ihr Auftritt ist jeweils eine Persiflage auf alles, was mit dem Militär zu tun hat. Die Funkenmariechen gibt es schon in den Kindergruppen, die aber weniger eine Persiflage darstellen als vielmehr ihr tänzerisches und akrobatisches Talent unter Beweis stellen.

  • Tanz der Marktweiber

    In München wird Fastnacht vor allem in größeren Hallen gefeiert, dort sind weniger Jecken auf den Straßen unterwegs. Vielmehr gibt es dort regelrechte Prunkbälle, zu denen die Narren laden. Der Karneval endet jährlich mit dem Tanz der Marktweiber auf dem Viktualienmarkt. Die Frauen müssen dabei selbstverständlich tanzen und tragen selbst genähte Kleider.

    Video: München 2020 Tanz der Marktweiber

  • Chinesenfasching von Dietfurt

    Schon seit den 1950er Jahren ziehen die Chinesen zur fünften Jahreszeit durch Dietfurt. Angeblich geht die Legender des Chinesenfaschings auf einen Steuereintreiber aus dem Mittelalter zurück. Er soll die Dietfurter als Chinesen bezeichnet haben, weil sie sich hinter ihren Stadtmauern vor ihm versteckten. Die Stadtmauer war damit das Synonym für die Chinesische Mauer. Nun findet jährlich der „Unsinnige Donnerstag“ statt, zu dem Dietfurt zu „Bayerisch-China“ wird. Mehr als 50 Gruppen sind jedes Mal dabei und beteiligen sich am Umzug. Sicherlich ist dieser nicht so prunkvoll wie der Karneval in Rio, doch auch hier geht es durchaus pompös zu.

  • Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht

    Dieser Spruch dürfte wohl allen geläufig sein, sogar denen, die nichts mit dem Verkleiden oder der jecken Jahreszeit zu tun haben. Es gibt eine große Karnevalssitzung, eine Session, bei der Musik, satirisch-politische Reden und Tanzauftritte eine Rolle spielen. Hier sind alle Mainzer Karnevalsvereine zusammen. Die Sitzung wird sogar in jedem Jahr im Fernsehen übertragen und erfreut sich einer großen Zuschauerschaft. Und dies bereits seit 1973!

    Video: Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht 2022

Die genannten Bräuche stellen lediglich eine Auswahl der verschiedenen Sitten zu Karneval dar. In den übrigen Orten, die nicht als Karnevalshochburgen gelten, sind die Bräuche ein wenig abgespeckt. Es gibt auch kleinere Straßenumzüge, bei denen beispielsweise an den Türen geklingelt und um eine Spende gebeten wird. Vielfach werden diese kleinen Gruppen auch von Blasmusikern begleitet. Dieser Brauch ist gerade im ostdeutschen Raum auch als „Zampern“ bekannt.

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